Zyklon „Freddy“ wütet in Malawi

Zyklon „Freddy“ wütet in Malawi

Die letzten Tage waren für uns sehr herausfordernd, sowohl emotional als auch physisch. Allein schon die Reise nach Malawi und das Arbeiten hier im regionalen Krankenhaus ist eine Erfahrung für sich. Aber in den letzten Tagen haben sich die Zustände vor Ort drastisch geändert und uns alle – den einen mehr, den anderen weniger – an ihre Grenzen gebracht und uns auch gezeigt, wie ernst wir den Klimawandel nehmen müssen.

Der Zyklon Freddy, mittlerweile bekannt als der am längsten andauernde tropische Wirbelsturm seit Aufzeichnung des Wetters, wehte seit Tagen über Mosambik und Madagaskar und breitete sich nun Richtung Malawi aus. Viele von uns hatten bis dato nur vage Vorstellungen davon, was ein Zyklon eigentlich ist. Doch schnell verstanden wir, was das bedeutet. Tagelang andauernder Starkregen, täglich nasse Schuhe, verwaschene Straßen, Stromausfall und eine ungewohnte Unruhe bei den sonst strahlend freundlichen und entspannten Malawis. Es zeigte sich schnell, dass der Regen nicht aufhören würde und in kürzester Zeit brachte der Zyklon Freddy eine spürbare Verwüstung über das Land. Es regnete in sechs Tagen die Menge an Regen, die gewöhnlich in sechs Monaten herunterbricht. Wassermassen überschwemmten die Straßen, Schlammlawinen kamen ins Rollen und brachten Häuser zum Einstürzen. Über 183.000 Menschen verloren ihr Zuhause, Maisfelder wurden zerstört und über 360 Todesopfer wurden binnen weniger Tage gezählt.

Die Nachrichten, die uns erreichten, schockierten uns. Zum ersten Mal mitten drin in einer Naturkatastrophe. Schnell wurde klar, dass wir nicht tatenlos herumsitzen könnten. Noch am selben Abend setzten wir uns in gemeinsamer Runde im Wohnzimmer von unserem Gastgeber Mr. Chitala zusammen und begannen, das Geschehene zu besprechen. Wir einigten uns schnell, dass wir etwas bewegen wollten, auch wenn es uns an Professionalität und Erfahrungen im Umgang mit Krisensituationen fehlte. Noch in derselben Nacht verschickten wir an hunderte unserer Kontakte einen Aufruf, um Spenden zu sammeln. Bereits am nächsten Morgen konnten wir über 6.000 Euro Spendengelder zählen.

Noch am selben Tag brach die erste Gruppe von uns mit Hilfe von zwei befreundeten Malawis auf, um die erste Notunterkunft in Blantyre zu erreichen. Vor Ort versuchten wir uns in kürzester Zeit einen Überblick darüber zu verschaffen, was für die Betroffenen am dringendsten benötigt wurde: Schuhe, Decken, Nsima, Mais, Reis, Bananen, Streichhölzer, Taschenlampen und Medikamente. Mit dem Spendengeld besorgten wir die wichtigsten humanitären Hilfsgüter und verteilten sie an die Menschen, wie auf den Bildern zu sehen.

Das viele Leid dieser Menschen war allgegenwärtig. Sie begegneten uns mit einem Lächeln, Gesang und zeigten uns ihre Dankbarkeit. Es war uns wichtig, dass wir das gespendete Geld gut investierten und es möglichst genau dort ankommt, wo es am meisten gebraucht ist. Wir konnten die Möglichkeit nutzen, direkt vor Ort zu helfen. Vielleicht erklärt das die große Spendenbereitschaft unserer Familien, Freunden und Bekannten. Da ein Tag in den  Notunterkünften sowohl körperlich vom Tragen der Kisten, als auch psychisch zehrend war, und wir uns intensiv mit der Armut, der Verzweiflung und dem Tod auseinandersetzen mussten, entschieden wir uns dazu, uns mit der Arbeit abzuwechseln. Täglich reisten eine Gruppe von uns Studierenden zu verschiedenen Notunterkünften nach Blantyre und Mulanje. Auch vor Ort beteiligten wir uns und unterstützten beispielsweise die Sparkle Foundation bei dem Dokumentieren von zerstörten Häusern.

Die Erfahrung, die wir hier aktuell sammeln, entspricht nicht den Erwartungen, mit denen wir das Praktikum hier in Malawi antraten. Allerdings haben wir in den letzten Tagen viel gelernt und verstanden, dass eine Gruppe ohne viel Erfahrung mit einer Kleinigkeit doch Großes bewirken kann.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es immer noch sehr viel Bedarf an Hilfe gibt. Die Menschen haben noch lange nicht ihr Zuhause wiederbekommen. Die tatsächliche Zahl der Todesopfer ist noch nicht gezählt. Die Verletzten sind längst nicht alle versorgt. Die nächste Ernte ist vielerorts zerstört. Malawi steht eine harte Zeit bevor. Wir möchten gern solange unterstützen, wie wir nur können. Die nächste Notunterkunft befindet sich in Phalombe, ein Dorf unweit von Zomba.

Spenden an:

Zomba Hospital Project eV
Deutsche Apotheker- und Ärzte Bank
IBAN: DE59 3006 0601 0006 8253 74
BIC/SWIFT code: DAAE DEDD XXX