Zomba Hospital Projekt e.V.

Urologie

Gründung eines Referenzzentrums für Urologie am Zomba Central Hospital

Jeden Tag kommen mehrere Männer mit Dauerkatheter, die oft Jahre zuvor wegen einer Blasenentleerungsstörung angelegt worden waren und nun regelmäßig gewechselt werden müssen, in das Zomba Hospital. In fast allen Teilen der Welt würden solche Männer operiert werden, was ihnen ein normales Leben ermöglichen könnte. Ältere Männer leiden häufig an einer gutartigen Vergrößerung der Vorsteherdrüse, aber es kommen auch viele junge Männer, deren Harnröhre häufig wegen einer Verletzung oder einer chronischen Infektion Engstellen aufweist.

In Malawi gibt es keine Urologen. Vor diesem Hintergrund unterstützt das Ministry of Health in Lilongwe, das College of Medicine in Blantyre und die Administration und Chirurgen des Zomba Central Hospitals die Initiative, das Zomba Hospital zum Referenzzentrum für Urologie in Malawi zu machen. Dank einer finanziellen Unterstützung zweier kanadischer Urologen konnte ein Gebäude mit zwei neuen OP-Sälen gebaut werden. Die Einrichtung beider Op-Säle hat der Zomba Hospital Verein aus Jena übernommen; ebenso die Hospitation zweier malawischer Clinical Officer an der Klinik für Urologie am Universtitätsklinikum Jena, von denen Mr. Duncan Goche momentan die urologischen Operationen am Zomba Hospital durchführt. Dabei wird er von einer kleinen Grupppe kanadischer, holländischer und deutscher visiting urologists unterstützt. Bei einen zweiten Aufenthalt in Deutschland  2017 in der urologischen Abteilung des Eichsfeld Klinikums bei Chefarzt Dr. C. Weidemann konnte Mr. Goche noch deutlich an klinischer und operativer Kompetenz gewinnen.

Auf lange Sicht soll die Abteilung auf eigenen malawischen Füßen stehen, das heißt, durch zwei malawische Fachärzte für Urologie geleitet und durch das Hospital/Ministry of Health finanziert.

Die Arbeitsgruppe Urologie unseres Vereins hat deshalb einen Antrag an BENGO zur Förderung dieses Projektes gestellt, der im Jahre 2018 auch bewilligt wurde. Die Laufzeit des Projektes beträgt 3 Jahre. Eine Bedingung der Förderung ist, dass der Verein einen gewissen Anteil der Fördersumme selbst aufbringt. Im Rahmen dieses Projektschrittes soll die Ausbildung der 2 malawischen Fachärzte für Urologie abgeschlossen werden, außerdem sollen Schwestern für die urologische Station und den OP ausgebildet werden. Renovierungsmaßnahmen der chirurgischen Station sollen die Aufnahme der urologischen Patienten ermöglichen. Insbesondere für deren frühe postoperative Behandlung müssen wachstationsartige Strukturen geschaffen werden. Das erfordert nicht nur Baumaßnahmen sondern auch die gezielte Weiterbildung der chirurgischen Schwestern, wozu Workshops geplant sind. Das nötigste Überwachungsequipment ist vom malawischen Krankenhaus bereitgestellt worden. Gern würden wir auch ein leerstehendes Gebäude, in dem sich früher einmal eine internistische Station befand, als urologische Station wiederbeleben. Früher oder später wird die Urologie in Zomba ein solches Zuhause brauchen. Im Moment fehlen uns dazu aber die finanziellen Mittel.

Da das Gebäude für den urologischen OP-Saal (inklusive Zystoskopie) bereits fertiggestellt ist, müssen die Maßnahmen auf folgende Bereiche fokussieren:

  1. Ausbildung/Einstellung zweier Ärzte/Clinical Officer, die ab sofort urologische Basis-Operationen durchführen können
  2. Ausweitung des visiting urologist-Programms
  3. Facharztausbildung zweier malawischer Urologen in Zambia oder Südafrika als Grundlage für eine Ausbildung für urologische Fachärzte innerhalb von Malawi
  4. Bereitstellung eines endourologischen Arbeitsplatzes
  5. Bereitstellung/Komplettierung des urologischen Instrumentariums für offene Operationen und endoskopische Eingriffe

Visite im ZCH vom 29.5. bis 9.6.2019

Anlässlich der geplanten Urologischen Woche zur Gründung eines Referenzzentrums für Urologie am Zomba Central Hospital besuchte ich als Teil des „german urology teams“ (Henning Mothes, Tobias Volknant, Martin Kramer, Friederike Hein, Roland Georgieff, Christian Weidemann) das Krankenhaus. Für mich war es nach 2017 der zweite Aufenthalt am ZCH. Danach hospitierte Duncan Goche (Clinical officer Chirurgie/ Urologie) im Frühjahr 2018 bei mir in der Urologie des Eichsfeld Klinikums. Während beim letzten Besuch der Schwerpunkt auf der operativen Versorgung urologischer Patienten (vor allem Blasenentleerungsstörungen bei Harnröhrenstrikturen, Prostatahyperplasie, Harnblasenkrebs, Steinleiden)  gemeinsam mit Duncan Goche und Angelika Borkowetz (deutsche Urologin) sowie der  Sortierung und Erstellung einer Inventarliste vorhandener Instrumente, Geräte und Materialien lag, war nun ein come together von Befürwortern, Förderern, Entscheidungsträgern, künftigen Mitarbeitern und Interessengruppen der Urologie in Zomba vorgesehen. Nach der Bewilligung der Förderung des Projektes durch BENGO gelang es vor allem Henning Mothes und der Arbeitsgruppe Urologie ein Programm für die urologische Woche zusammenzustellen, an dem die einheimischen Ärzte, clinical officer, Schwestern, Krankenhausleitung genauso beteiligt werden sollten, wie die kanadischen Urologen und die deutsche Gruppe. Im Rahmen der urologischen Woche wurden neben verschiedenen Treffen ein Symposium mit Vorträgen und zwei OP-Tage (mit je zwei Sälen) geplant. Anfang Mai d.J. hatte Mr. Goche eine Liste mit geplanten Operationen zusammengestellt. Zu den Aufgaben gehörte darüber hinaus die Übergabe eines Resektoskops (s.u.), die erneute Sichtung der Instrumente, die Schulung unserer ersten urologischen OP-Schwester, Treffen und teaching von Dr. Chisenga (angehender malawischer Urologe in Ausbildung in Zambia), Übergabe von urologischen Verbrauchmaterialien, Strategietreffen zu urologischer Weiterbildung und Bau der urologischen Station und die Regelung organisatorischer Themen im Rahmen des Förderprojektes vor Ort.

An unserem ersten Tag nach der langen Reise und Ankunft nahmen wir an der chirurgischen Besprechung teil. Dr. Enock Ludzu hieß uns willkommen. Sehr schön war es, in einige bekannte Gesichter zu schauen. Unsere Gruppe teilte sich entsprechend auf (Anästhesie, Urologie, Organisation, store room, Endoskopie u.a.). Anschließend visitierte ich gemeinsam mit dem c.o. Daniel Nyirenda die urologischen Patienten. Hier wurde bereits klar, dass eine Reihe von Patienten zusätzlich in die OP-Planung einbezogen werden mussten. Wir konnten gleich mit zwei endourologischen Eingriffen beginnen, da uns schon am 1. Tag weitere OP-Kapazität zur Verfügung stand. Nach einer nochmaligen ward round am Nachmittag und Besuch der outpatient clinic versuchten wir, die OP-Planung für die kommende Woche zu aktualisieren. Außerdem sichteten wir den kleinen store room am urologischen OP-Saal.

Am Wochenende trafen die kanadischen Kollegen Rajiv Singal und Olivier Heimrath aus Toronto in Zomba ein. Rajiv Singal engagiert sich seit 2016 u.a. als board member für Dignitas International in Zomba. Ein erstes „come together“ beider Gruppen gab es am Abend.

v.l.n.r.: Olivier Heimrath, Rajiv Singal, Tobias Volknant, Frizzi Hein, Martin Kramer, Henning Mothes, Christian Weidemann, Roland Georgieff.

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