Zomba Hospital Projekt e.V.

Urologie

Urologie-Projekt 2020/21

Mit der Ankunft von Dr. Wanangwa Chisenga im Januar 2020 ist gewissermaßen der Startschuss für die Etablierung der Urologischen Abteilung am Zomba Hospital gefallen. Dieser Start wurde für ihn selbst erleichtert, weil er mit dem Clinical Officer Duncan Goche von Beginn an einen Urologen an seiner Seite hat, der in den vergangenen Jahren nicht nur in Jena und Erfurt gut weitergebildet wurde, sondern in Zomba viele neue OP-Methoden und überhaupt eine urologische Routine etabliert hatte. Beide bilden nun zusammen mit der Krankenschwester Gloria Chipao ein eigenständiges Uro-Team mit eigenen OP- und Zystoskopie-Tagen, einem autarken OP-Programm sowie einer Sprechstunde mit drastisch steigenden Patientenzahlen. Inwieweit Corona den Aufbau nun behindert hat, ist nicht zu sagen. Vielleicht war durch den Lockdown, in dem sich Malawi zwischen März und August 2020 ja befunden hat, alles „Etablieren“ in größerer Ruhe möglich. Erfreulich aus unserer Sicht war und ist, dass wir seit unserem Besuch als deutsches „Uro-Team“ mit Christian Weidemann an der Spitze und den kanadischen Urologen ein enges und aktives Verhältnis haben. Wir konnten weitere Materialspenden zusammentragen und punktuell oft da unkompliziert und schnell helfen, wo Dinge dringend gebraucht wurden. Noch wichtiger ist uns aber die Strukturbildung, für deren Realisierung wir ja Projektgelder von bengo bekommen haben, mit denen wir die urologische Aus- und Weiterbildung des Teams voranbringen wollten und können. Dabei ist die Anstellung eines 2. malawischen Urologen bisher nicht gelungen. Dessen Facharztausbildung mit anschließender Anstellung am Zomba Hospital sollte über dieses Projekt finanziert und 2020 begonnen werden. Dies ist aus unterschiedlichen Gründen gescheitert, was sehr schade ist und in weitere Ferne rücken lässt, dass Zomba zu einer Ausbildungsstätte für malawische Urolog*innen wird. Dies war unser kurzfristiges Ziel; nun ist es ein eher mittelfristig zu realisierendes.

Was also in naher Zukunft benötigt wird, ist eine eigene Bettenstation für urologische Patienten mit Personal, das Patienten dann auch fachkundig und deshalb sicher betreuen kann. Da in Zomba nun über andere Projekte eine neue Infektionsstation entsteht, werden möglicherweise an anderer Stelle Betten frei, die sich für eine urologische Abteilung nutzen lassen. Entscheidend für einen erfolgreichen weiteren Aufbau der Urologie wird auch sein, das Uro-Team in allen Bereichen personell zu vergrößern und fachkundig zu machen. Dies betrifft sowohl die Pflege, als auch die ärztlichen Mitarbeiter*innen. Hierfür wollen wir noch in diesem Jahr einiges tun. Wichtig wäre auch, dass wir erfahrene Urologen aus aller Welt finden, die ihr Wissen bei Kurzzeiteinsätzen am Zomba Hospital an Dr. Chisenga und Co weitergeben und somit vielleicht zu weiteren Stützpfeilern unseres Projektes werden können.

Es war dringend notwendig, zunächst eine Übersicht über die vorhandenen Materialien und Instrumente zu gewinnen, die in der Urologie verwendet werden können. Durch die Sortierung des Store-Rooms, das systematische Packen von Steri-Boxen und die Aufnahme aller Geräte und Instrumente in eine neue Inventarliste konnte dies erreicht werden. Positiv zu werten ist die Einbeziehung von Sr. Miriam, der Steri-Abteilung  und Duncan Goche in die Verantwortung zur Wartung und Behandlung der Instrumente. Sowohl für die TUR-Prostata, TUR-Blase, Zystoskopie als auch Urethrotomia interna stehen moderne Endoskope mit der Möglichkeit der Videoendoskopie zur Verfügung. Die mitgebrachte Laparoskopie-Kamera bietet eine sehr gute Bildqualität, ist jedoch nicht ideal für die transurethrale Resektion (da starr an der Optik). Weitere Verbesserungen konnten bereits erreicht werden (Surge-Protector, Eimer, Stirnlampe für offene OP), die Ergänzung des Equipments ist sinnvoll. Es ist nun möglich, gezielt am Bedarf und den Gegebenheiten orientiert, weitere Hilfssendungen zu koordinieren.

Duncan Goche zeigt großes Interesse am Fachgebiet, geht sehr einfühlsam mit den Patienten um und hat Talent im operativen Gebiet. Die Zusammenarbeit war sehr gut. U.a. durch die Hilfe des Anästhesisten Mr. Kalima, war es möglich eine Reihe urologischer Operationen durchzuführen (s.o.). Die Dankbarkeit der Patienten hat uns stets motiviert. Die Situation auf Station 13 ist allerdings sehr unübersichtlich und problematisch. Auch hier benötigt Duncan Goche kontinuierliche Unterstützung. Als sehr positiv ist die Aktivierung des Sonografiegerätes und die Anleitung Goches zur US-Untersuchung zu sehen.

Perspektiven/ Ziele:

Eine spezialisierte Behandlung der urologischen Krankheitsbilder ist bei hohem Aufkommen mit zum Großteil komplexen Krankheitsbildern erforderlich. Es besteht ein dringender Bedarf an urologischer Versorgung.  Der Ausbau der bereits vorhandenen urologischen Grundversorgung bietet für das ZCH zudem eine Chance, dieses Fachgebiet in Malawi zu vertreten.

Lesen Sie hier wie alles begann…